Er wollte sie nur einrenken. Jetzt ist sie ein Pflegefall.
Hilflos liegt Brigitte R. in ihrem Pflegebett. Obwohl die 63- jährige aus dem westfälischen Dorsten Morphium schluckt, löst jede noch so kleine Bewegung höllische Schmerzen aus. Oft ist sie zu schwach, wenn sie ihr Mann Eduard (67) vorsichtig in den Rollstuhl heben möchte, um etwas friste Luft auf der Terrasse zu schnappen. "Spaziergänge oder Stadtbummel - daran ist gar nicht zu denken", sagt sie traurig. "Denn jede Unebenheit auf dem Boden könnte für mich lebensgefährlich sein."
Schrauben, Nägel und Zement halten ihren Rücken notdürftig zusammen - das Werk eines "unfähigen Orthopäden", ist Brigitte R. überzeugt. Dabei war die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen immer kerngesund, wollte mit ihrem "Edi" den Vorruhestand genießen. "Tanzen war unsere Leidenschaft", so das Paar.
Doch im Frühjahr 2009 begann die Tragödie. Im St.- Marien-Hospital in Borken musste in einer OP ein gebrochener Lendenwirbel zementiert werden. "Danach empfand ich nur ein Ziehen in der Leiste als lästig", so die Patientin. "Das kriegen wir auch noch hin...", versprach der Arzt.
Die Klinik beteuert ihre Unschuld
Um Brigitte "einzurenken", zog er an ihrem Unterschenkel. Da er abrutschte, nahm er ein Handtuch als Hebel zur Hilfe, " drehte und riss mit brachialer Gewalt. Es gab einen Knall- der stechende Schmerz trieb mir die Tränen in die Augen. Und ich schrie nur noch!"
Erst acht Tage später, nach unerträglichen Qualen, stellten die Kollegen des Orthopäden fest: Er hatte Brigitte R. zwei Lendenwirbel gebrochen, einen Bandscheibenvorfall ausgelöst und das Kniegelenk zerstört!
"Wir fordern 200.000 Euro Schmerzensgeld", erklärt Anwältin Sabrina Diehl, die für ihre Mandantin um Gerechtigkeit kämpft. Die Klinik aber sagt: Wir gehen nicht von einem Behandlungsfehler aus. Sollte dies durch ein Gutachten festgestellt werden, stehen wir zu unserer Verantwortung."
Das hofft die geplagte Familie. Auch fünf weitere Operationen konnten die Wirbelsäule nicht heilen. "Meine Frau wurde als Pflegefall entlassen", klagt Eduard. "Kein Geld der Welt kann das gutmachen." Brigitte streichelt zärtlich seine Hand sagt: "Du bist mein Fels in der Brandung. Ohne dich will ich nicht weiterleben."