Große Operation statt kleiner Eingirff - die Ärzte mussten ihren Fehler zugeben
Es sollte nur ein Eingriff am kleinen Finger werden. „Einer größeren OP hätte ich niemals zugestimmt“, sagt Rita Westermann aus Marl. Doch dann wurden ihr gleich drei Finger operiert. Und das ging auch noch daneben. „Ich war total geschockt, als ich sah, was der Arzt gemacht hat“, erinnert sich die 76-Jährige.
„Alleine kann ich keine Flasche mehr öffnen“
Angefangen hat es mit einer Diagnose ihres Hausarztes: Eine Sehnenverkürzung am kleinen Finger der rechten Hand. „Ich hatte das ein Jahr vorher an der linken Hand. Damals war es ein kleiner Eingriff, alles lief gut“, sagt Rita Westermann. Sie bekommt einen Termin im Krankenhaus. Einen Tag vor dem Eingriff kommt sie wieder in die Klinik. „Beim Gespräch mit der Anästhesistin wunderte ich mich, weil sie eine größere Betäubung vorsah. Ich sagte, dass sei doch nicht nötig, es wäre doch nur ein Mini-Eingriff“. Ein Aufklärungsgespräch gibt es nicht, stattdessen wird ihr ein „OP-Bogen“ vor die Nase gehalten. „Ich dachte, dass wäre mein Einverständnis für die OP am kleinen Finger“. Dann der Schock nach dem Eingriff. „ Sie hatten meine ganze Hand geöffnet, gleich drei Finger operiert“. Sie will eine Erklärung von den Ärzten und hört nur: „ So haben wir wenigstens gleich alles ausgeräumt“. Für Rita Westermann ein Schlag ins Gesicht: „ Sie haben mir alles genommen. Früher habe ich noch gekellnert, leidenschaftlich gerne gemalt. Jetzt kann ich nicht einmal mehr eine Wasserflasche alleine öffnen“.
Sie wendet sich an Sabrina Diehl, Fachanwältin für Medizinrecht. Und gewinnt mit ihr vor Gericht: Sie bekommt bei einem Vergleich Schmerzensgeld zugesprochen. „ Meine Gesundheit bekomme ich davon nicht zurück. Aber ein Stück Gerechtigkeit. Und dass die Ärzte einsehen mussten, dass sie einen Fehler gemacht haben“.