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Ein kaputter Defibrillator hätte Bernd Steinnebel (46) aus Marl beinahe getötet

Marl – Der Defibrillator sollte Bernd Steinnebel (46) das Leben retten – doch das Gerät hat sein Leben zerstört.


Der Mann aus Marl hat erblich bedingt ein anfälliges Herz. Steinnebel: „Ich bekam früh drei Infarkte, die Ärzte empfahlen mir daraufhin einen im Körper eingepflanzten Defibrillator. Doch da begann mein Leidensweg erst richtig.“ Denn: Das eingepflanzte Gerät war defekt – löste unkontrolliert Stromstöße aus.

Der mittlerweile Arbeitsunfähige Krankenpfleger: „Ich sah nur noch blau, als wenn mir einer die Axt ins Kreuz haut. Der Schlag ist vier Mal so stark wie aus der Steckdose. Das soll ja nur losgehen, falls mein Herz stehen bleibt, aber nicht, wenn es mir gut geht.“

Immer wieder bekommt er Schläge, sogar beim Autofahren, einmal bleibt sein Herz kurz stehen, er stürzt, erleidet einen Kieferbruch. Erst nach mehreren Jahren erkennen die Ärzte den Defekt, tauschen das Gerät aus. Doch: Auch das neue verrutscht, wieder unkontrollierte Schläge.

Danach lässt er sich den Defibrillator entfernen. „Ich habe 35 Stents, vier Bypässe, mein Herz ist schwach. Aber mit dieser Angst konnte ich nicht leben, dass ich immer wieder ohne Vorwarnung Schläge bekomme, die mich töten können.“

Steinnebel hat die Herstellerfirma verklagt. Seine Anwältin Sabrina Diehl (34, Oberhausen) fordert 85 000 Euro und monatliche Unterstützung: „Es ist eine große Frechheit, dass Medtronic kein Schmerzensgeld zahlt. Schließlich handelt es sich um einen bekannten Mangel, so dass das Produkt sogar vom Markt genommen werden musste.“

Medtronic (Meerbusch) wollte sich auf BILD-Anfrage nicht zum laufenden Verfahren äußern.

 

So soll ein Defi funktionieren

Ein implantierter Defibrillator (von lat. de (=weg) und fibrillation (=Flimmern) überwacht den Herzrhythmus. Wenn dieser von Normalwerten abweicht, wird mittels eines Stromstoßes ein mögliches Kammerflimmern, ein nicht mehr richtiges Schlagen des Herzens, reguliert. Das soll verhindern, dass zu wenig Blut durch den Körper geleitet wird. Kammerflimmern ist die Ursache des gefürchteten plötzliches Herztodes.

 


WAZ vom 10.07.2013   Oberhausener Arzt setzt Duisburgerin abgelaufenes Implantat ein, Sabrina Diehl, Patientenanwältin, HerzrhytmusstörungenDownload als PDF

Duisburg. Um Herzrhytmusstörungen genau erfassen zu können, wird vielen Patienten ein Langzeit-EKG unter die Haut implantiert. Eine Routineoperation. Doch Maria Grutza bekam dieses Implantat in einem Oberhausener Krankenhaus nicht nur an der falschen Stelle eingesetzt, es war zudem seit drei Monaten abgelaufen.


Marita Grutza hat bisher ein schweres Jahr hinter sich. Weil sie in den letzten Monaten 30 Kilo zugenommen hat, verschlechterte sich ihre Herzfunktion. Ein Herzspezialist entschied, dass der 40-Jährigen ein Eventrekorder eingesetzt werden müsse - ein Langzeit EKG, das unter der Haut über dem Herzen implantiert wird und Herzrhythmusstörungen erfassen kann. Der Eingriff ist normalerweise eine Routineoperation, mit der Chirurgen regelmäßig befasst sind - ein Eingriff auch, von dem man sich innerhalb weniger Tage erholen sollte.

In Marita Grutzas Fall lief es anders. Als die Mutter einer Tochter sich am 7. März 2013 in das St. Marienhospital in Oberhausen begab, ahnte sie von den bitteren Folgen noch nichts, die die vermeintliche Routineoperation haben sollte. „Die Operation dauerte nicht lange, aber der Chirurg hat mir das Implantat genau unter die Haut zwischen meine Brüste gesetzt. Als ich aus der Narkose aufgewacht bin, habe ich die Schmerzen zuerst als normale Wundschmerzen interpretiert. Als sie aber gar nicht nachließen, bin ich stutzig geworden“, erzählt Marita Grutza. Die Patientin hakte bei ihrem Arzt nach. „Alles normal“, bekam sie von dem betreffenden Chirurgen zu hören.

Schmerzen bei jeder Bewegung

Bei dem Gespräch fiel der Duisburgerin eine weitere Unregelmäßigkeit auf: Das Haltbarkeitsdatum, das auf der Packung des Implantates angegeben war, war seit drei Monaten abgelaufen. „Das Implantat war verwertbar bis zum 28.12.2012“, sagt Grutza. Als sie den Chirurgen allerdings auf das abgelaufene Datum ansprach, bekam sie laut eigener Aussage folgende Antwort: „Das ist wie bei einem Joghurt: Den essen sie ja auch noch, wenn das Haltbarkeitsdatum schon abgelaufen ist.“

Marita Grutza, die zunehmend unter Schmerzen litt, wollte sich mit dieser Aussage nicht zufrieden geben. „Das kann doch nicht sein, dass ein Arzt einem so etwas erzählt.“ Trotz großer Zweifel begab sie sich zunächst aber zurück an ihren Arbeitsplatz. „Ich arbeite als Bäckereiverkäuferin - das waren Schmerzen beim Vornüberbeugen und Kuchen ausgeben - das kann man sich kaum vorstellen.“

Kardiologe schlug Hände über Kopf zusammen

Da Grutza ihren Job nicht verlieren wollte, biss sie drei Wochen lang die Zähne zusammen - bis es nicht mehr ging. „Ich bin zu meinem Kardiologen gegangen, der hat nur die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und mich gleich ins Ev. Klinikum nach Duisburg geschickt. Die waren ebenfalls entsetzt und haben das Implantat sofort entfernt.“

Inzwischen, sagt Grutza, gehe es ihr besser. Nur die hässlichen Narben werden bleiben. Marita Grutza hat Rechtsmittel gegen den Chirurgen am Marienhospital eingelegt - zu rechnen sei in solchen Fällen mit um die 20.000 Euro Schmerzensgeld, sagt GrutzasAnwältin Sabrina Diehl. Das Marienhospital hat sich auf eine Anfrage unserer Zeitung bisher nicht zu dem Fall geäußert.

Interview

„Ärztepfusch wird öfter aufgedeckt"

Ein Gespräch mit Patientenanwältin Sabrina Diehl.

Ist der Fall von Marita Grutza ein typischer Fall?

Sabrina Diehl: Der Fall ist schon ziemlich extrem. Dass zwei so massive Fehler gleichzeitig passieren, kommt nicht so häufig vor. Das ist auch für mich ein Fall von ungewöhnlicher Brisanz.

Wie gut stehen Frau Grutzas Chancen auf Schmerzensgeld?

Diehl: Das kann man schwer sagen. Im Medizinrecht ist es häufig so, dass unter den Parteien Vergleiche ausgehandelt werden und es erst gar nicht zum Prozess kommt. Es gibt eine offizielle Schmerzensgeldtabelle - aber im Falle eines Vergleiches kommt die so meist nicht zum Tragen. Zudem erlebe ich auch oft, dass die Opfer nicht nur finanzielle Einbußen durch Ärztepfusch hinnehmen müssen, sondern psychisch beeinträchtigt sind. Das lässt sich schwer in Geld aufwiegen.

Wie oft beschweren sich Patienten überhaupt?

Diehl: Definitiv häufiger, als noch vor ein paar Jahren. Ärztepfusch wird öfter aufgedeckt. Es ist für die Patienten aber auch einfacher geworden, denn sie können ein kostenloses Gutachten von ihrer Krankenkasse anfordern, wenn sie Zweifel an der Behandlung haben.


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