Bild vom 02.10.2013 - Mein Herzschrittmacher hat fast mein Herz zerstört
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Ein kaputter Defibrillator hätte Bernd Steinnebel (46) aus Marl beinahe getötet
Marl – Der Defibrillator sollte Bernd Steinnebel (46) das Leben retten – doch das Gerät hat sein Leben zerstört.
Der Mann aus Marl hat erblich bedingt ein anfälliges Herz. Steinnebel: „Ich bekam früh drei Infarkte, die Ärzte empfahlen mir daraufhin einen im Körper eingepflanzten Defibrillator. Doch da begann mein Leidensweg erst richtig.“ Denn: Das eingepflanzte Gerät war defekt – löste unkontrolliert Stromstöße aus.
Der mittlerweile Arbeitsunfähige Krankenpfleger: „Ich sah nur noch blau, als wenn mir einer die Axt ins Kreuz haut. Der Schlag ist vier Mal so stark wie aus der Steckdose. Das soll ja nur losgehen, falls mein Herz stehen bleibt, aber nicht, wenn es mir gut geht.“
Immer wieder bekommt er Schläge, sogar beim Autofahren, einmal bleibt sein Herz kurz stehen, er stürzt, erleidet einen Kieferbruch. Erst nach mehreren Jahren erkennen die Ärzte den Defekt, tauschen das Gerät aus. Doch: Auch das neue verrutscht, wieder unkontrollierte Schläge.
Danach lässt er sich den Defibrillator entfernen. „Ich habe 35 Stents, vier Bypässe, mein Herz ist schwach. Aber mit dieser Angst konnte ich nicht leben, dass ich immer wieder ohne Vorwarnung Schläge bekomme, die mich töten können.“
Steinnebel hat die Herstellerfirma verklagt. Seine Anwältin Sabrina Diehl (34, Oberhausen) fordert 85 000 Euro und monatliche Unterstützung: „Es ist eine große Frechheit, dass Medtronic kein Schmerzensgeld zahlt. Schließlich handelt es sich um einen bekannten Mangel, so dass das Produkt sogar vom Markt genommen werden musste.“
Medtronic (Meerbusch) wollte sich auf BILD-Anfrage nicht zum laufenden Verfahren äußern.
So soll ein Defi funktionieren
Ein implantierter Defibrillator (von lat. de (=weg) und fibrillation (=Flimmern) überwacht den Herzrhythmus. Wenn dieser von Normalwerten abweicht, wird mittels eines Stromstoßes ein mögliches Kammerflimmern, ein nicht mehr richtiges Schlagen des Herzens, reguliert. Das soll verhindern, dass zu wenig Blut durch den Körper geleitet wird. Kammerflimmern ist die Ursache des gefürchteten plötzliches Herztodes.