"Es ist ein Wunder, dass unsere Kleine lebt!" - Helga (44) war in der elften Woche schwanger, als eine Ärztin ihr Baby für tot erklärte. Sie irrte - das kleine Mädchen wollte unbedingt leben
Mami, schau mal, wie hoch ich schon springen kann!“ Die kleine Rebecca (4) nutzt das Wohnzimmersofa kurzerhand als Trampolin. Schelte? Fehlanzeige. Ihre Eltern Helga (44) und Carsten (43) aus Marl sind froh, dass ihre Tochter so aufgeweckt und fröhlich ist. „Sie ist unser kleines Wunder. Und wenn sie glücklich ist, können wir doch nicht böse sein“, meint der Vater lächelnd. Und Helga sagt leise: „Fast hätte ich sie verloren…“ Wenn nicht damals, vor über vier Jahren, ihre Ärztin gleich zwei Fehler gemacht hätte.
Helga und Carsten Manthey verlieben sich 2007 am Arbeitsplatz, beide sind damals in einer Bäckerei beschäftigt. „Beim Kuchenverzieren haben wir uns tief in die Augen geschaut. Da hat es gefunkt“, scherzt Carsten.
„Ich wusste sofort, da stimmt etwas nicht“
Helga hat bereits drei Kinder aus erster Ehe. „Trotzdem wollten wir unbedingt noch ein gemeinsames Kind“, erzählt sie. Als Helga nach einem Jahr immer noch nicht schwanger ist und auch eine Hormonbehandlung nicht hilft, lässt sie sich mit Carstens Sperma künstlich befruchten. Es klappt. „Wir waren glücklich, als mir meine Frauenärztin die Schwangerschaft bestätigte. Unser Traum war in Erfüllung gegangen.“
Doch in der elften Schwangerschaftswoche passiert das Drama. Als das Paar gerade einkauft, spürt Helga ein heftiges Ziehen im Unterleib. „Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmt!“ Da haben bereits heftige Blutungen eingesetzt. „Ich weinte nur noch: Ich verliere unser Baby!“ Die beiden rasen mit dem Auto in die nächste Klinik in Gelsenkirchen. Sofort macht die Ärztin eine Ultraschall-Untersuchung. Minuten später erfahren Helga und Carsten die schlimme Diagnose: „Sie hatten eine Fehlgeburt. Es gibt keine Herztöne mehr. Ihr Baby ist tot“, sagt die Ärztin. Ein riesiger Schock! Helga weint, ist untröstlich. Auch ihr Mann leidet.
„Das kleine Herz pochte. Mein Baby war noch da!“
Noch am gleichen Nachmittag wird Helga in den Operationssaal geschoben. Der Fötus soll per Ausschabung entfernt werden. Zurück im Krankenzimmer macht sich Helga riesige Vorwürfe: Ich habe versagt! Jetzt werde ich mit Carsten nie mehr ein gemeinsames Kind haben! „Für mich ist eine Welt zusammengebrochen“, sagt Helga. Verzweifelt und wie in Trance lässt sie am nächsten Morgen die Nachuntersuchung über sich ergehen. Doch dann starrt die Ärztin fassungslos und kreidebleich auf den Ultraschall-Bildschirm. Und auch Helga glaubt nicht, was sie da sieht: „Da pochte doch das kleine Herz. Mein Baby war noch da und es lebte!“ Helga weint und lacht gleichzeitig. Was für ein Wechselbad der Gefühle. „Als Carsten in die Klinik kam, erzählte ich ihm, dass unser Baby doch noch lebt. Er schaute mich an, als würde ich plötzlich spinnen.“ Aber dann sah er selbst das Wunder auf dem Bildschirm.
Was für ein Riesenglück! Auf der einen Seite ist die Familie dankbar, dass die Ärztin alles falsch gemacht hat. Doch andererseits hat das Paar auch große Angst: Was, wenn die Narkose sowie die Schmerz- und Beruhigungsmittel dem Fötus geschadet haben? Vielleicht haben die OP-Instrumente es während der Ausschabung verletzt? Wie ist das zu schaffen, wenn das Baby vielleicht behindert ist? „So manche Nacht hielt uns das Gedankenkarussell wach“, berichtet Helga. „Die Ärzte machten uns Mut für die weitere Schwangerschaft.“ Trotzdem bleibt die panische Angst, das Baby doch noch zu verlieren. „Durch die Fehldiagnose war ich einfach total verunsichert. Da ging ich lieber öfter zur Kontrolle als notwendig. Ich wollte kein Risiko eingehen“, sagte Helga.
Dann endlich, fünf Wochen zu früh, kommt Rebecca zur Welt: 2100 Gramm schwer, 42 Zentimeter groß - und gesund. „Ich war so froh, das kleine hübsche Ding in den Händen zu halten“, erzählt Helga. Und wieder müssen die Eltern weinen - diesmal vor Freude. Denn die ärztlichen Untersuchungen ergeben, dass Rebecca sich ganz normal entwickeln und es keine bleibenden Schäden geben wird. Die Familie ist überglücklich und stolz.
Heute geht die kleine Rebecca in den Kindergarten. Helga und Carsten versuchen, ihre kleine Prinzessin nicht so schwer zu verwöhnen. „Das gelingt uns eher nicht so ganz“, gibt der Vater zu und nimmt sein Töchterchen in den Arm. Helga nickt: „Sie ist eben unser Nesthäkchen. Da ist man doch großzügig!“