An einem Morgen kam die Tochter des Schermbeckers wie jeden Tag zu Besuch ins Duisburger Krankenhaus. Sie bekam einen riesigen Schreck, als sie das Zimmer ihres Vaters leer vorfand. Das Personal hatte den Mann ohne eine Information an die Familie einfach auf die Intensivstation verlegt. Der Stationsarzt erklärte der jungen Frau, dass lediglich die Nierenwerte "nicht so gut" seien und er daher verlegt wurde.
Auf der Intensivstation bekam sie dann allerdings einen ganz anderen Grund der Verlegung ihres Vaters genannt: Nierenversagen und einer lebensgefährlichen Sepsis, brachten ihn nämlich auf die Intensivstation. Von den Bettnachbarn und den Schwestern erfuhr die Tochter außerdem, dass ihr Vater oftmals nachts umherirrte und auf fremden Stationen und in leeren Fluren gefunden wurde.
Als es endlich zur Hauttransplantation kommen sollte, wurde bereits Stunden vor der OP sein Bett aus dem Zimmer geschoben. Da in dem Raum aber kein Stuhl zur Verfügung stand, setzte das Personal den Mann einfach auf einen Toilettenstuhl. Dort saß er dann stundenlang mit heruntergelassener Hose. Ein Arzt führte zwischendurch sogar die Voruntersuchung für die OP durch und nahm dem Rentner den Kopfverband ab, sodass der Mann nicht mehr nur eine heruntergelassene Hose hatte, sondern nun auch mit offener Schädeldecke auf dem Toilettenstuhl saß.
Aufgrund seiner Demenz vergaß er natürlich, dass er die Wunde nicht anfassen darf und das Krankenhaus nahm die Möglichkeit einer Wundinfektion schlichtweg in Kauf. Erst als die Tochter zu Besuch kam und fragte, wie lange ihr Vater schon kein Bett mehr habe, wurde dem ihm geholfen. Doch die Transplantation verschob sich weiter, da der 81-Jährige noch zu geschwächt sei, so der ärztliche Tenor. Vor dem nächsten OP-Termin wollten die Ärzte das Herz des 81-Jährigen untersuchen. Die Tochter kam am Mittag in die Klinik und wartete im Zimmer des Vaters. Als ihr Vater nachmittags immer noch nicht wieder zurück war, machte sie sich Sorgen und suchte ihn.
Sie fand ihren Vater dann verängstigt in einem Bett auf einem dunklen und leeren Flur. Die Untersuchungszimmer waren bereits leer. Sie schob ihren Vater dann selbst zurück aufs Zimmer und stellte fest, dass er sich vor Angst eingenässt hatte.
Oft wurde der Mann am Tag der geplanten und dann doch nicht stattgefundenen Operation ohne Nahrung und völlig nackt in seinem Bett liegen gelassen, bis die Tochter ihn fand.
Als es endlich zur Transplantation kam und die Tochter die Habseligkeiten, also Kleidung, sein Gebiss und die Hygieneartikel aus seinem Zimmer in sein neues Zimmer nach der OP bringen wollte, waren seine Sachen verschwunden. Die Schwestern gaben an, nichts genommen oder gesehen zu haben. Durch Zufall kam sie Tage später mit einer Frau ins Gespräch, deren Vater ebenfalls im selben Krankenhaus lag. Diese erzählte ihr, dass man ihrem Vater Pyjamas angezogen hatte, die ihm gar nicht gehörten. Als die Tochter die Sachen begutachtete, erkannte sie die ihres Vaters. Doch sie waren völlig eingekotet. Das Gebiss des Vaters fand sich im Schwesternzimmer einer völlig anderen Station, es stank bereits, da es tagelang nicht gereinigt worden war.
Nach der OP fiel der Tochter auf, dass ihr Vater Halluzinationen hatte. Sie fürchtete, dass es an dem Flüssigkeitsmangel lag, denn wenn sie nicht vor Ort war, half niemand dem Mann beim Trinken, der durch seine Demenz regelmäßig daran erinnert werden musste. Doch später erfuhr sie, dass ihr Vater ruhigstellende Medikamente bekommen hatte, damit er nicht mehr so viel nach Hilfe rief und nicht aus dem Zimmer rauslief. Der Zimmernachbar erzählte sogar, dass Patienten, die nachts nicht leise seien, am Bett fixiert würden.
Nach dieser traumatischen Erfahrung ist der Mann nun völlig desorientiert und kann nichts mehr selbstständig bewältigen. Er muss dauerhaft beaufsichtigt und gepflegt werden.
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