Schon immer war die Patientin aus dem Ruhrgebiet stark übergewichtig. Dies hat sie aber in kosmetischer Hinsicht nie gestört. Nach einem Autounfall zwei Jahre zuvor, hatte die Frau oft Schmerzen und Probleme in der Bauchgegend. Auf Empfehlung begab sie sich in die Hände der Viszeralchirurgie eines Krankenhauses.
Dort erklärte ihr der behandelnde Arzt sofort, dass der Bruch so nicht zu operieren sei, da die Dame schlichtweg dafür zu dick sei. Technisch sei die OP so nicht möglich. Beim nächsten Gesprächstermin im Krankenhaus nahm sich der Chefarzt persönlich der Sache an. In einem wirklich sehr überschaubaren Aufklärungsgespräch erläuterte er nochmals die Problematik und das es zwar nicht einfach sei, den Bruch zu behandeln, ohne das überschüssige Fett zu entfernen, er es aber versuchen könne bzw. dies erst bei der OP richtig einschätzen könne. Die Oer-Erkenschwickerin machte erneut klar, dass sie die OP so klein wie möglich halten möchte und bitte nur das gemacht werde, was unbedingt notwendig sei.
Dann willigte sie in die Operation ein, die einige Tage später stattfand. Nachdem die Frau wieder aufgewacht war, erzählte ihr ihr Mann sofort, die Ärzte haben keinen Bruch finden und ihn stabilisieren können. Doch die „Fettschürze“ haben sie trotzdem entfernt. Die Stelle des Bauchdeckendurchbruchs war immer noch dick, geschwollen und sie konnte ihren Darm direkt unter der Haut tasten. Täglich fragte die Frau nun bei den Ärzten nach, warum denn ein massiver Teil ihres Bauchs entfernt wurde, obwohl doch vorher explizit vereinbart wurde, dies nur zu tun, wenn es gar nicht anders möglich sei. Hingegen die eigentliche OP – nämlich die Versorgung des Bauchdeckenbruchs – nicht durchgeführt wurde. Die Antworten der Ärzte ähnelten sich immer: „Seien Sie doch froh, die überschüssige Haut hätten Sie doch nie wegbekommen.“ Oder: „Jetzt nehmen Sie noch schön ab, dann können wir auch die überschüssige Haut an Armen und Beinen entfernen.“ Die Frau kam sich vor wie in einem schlechten Film mit dem Titel „Schönheits-OP wider Willen“ und fühlte sich einfach nicht ernst genommen. Von der OP hatte sie noch einen Blasenkatheter und Drainagen, die nun entfernt wurden. Noch am selben Tag schwollen ihr Bauch, ihre Beine und ihr Schambereich heftig an. Nach einigen Tagen wurde die Bürokauffrau trotz starker Schmerzen, der Wassereinlagerungen und das es ihr schlecht ging entlassen.
Auch bei der Nachkontrolle im Krankenhaus und dem Versuch, die OP-Fäden zu ziehen, ging einiges schief. Immer wieder wies die Frau auf die nach wie vor dicke Ausstülpung an ihrem Bauch hin, erklärte den Ärzten, sie habe Schmerzen, alles sei nur noch schlimmer als vor der OP und überhaupt habe sie nicht gewollt, dass einfach ihr Bauch „entfernt“ werde. Bei einem erneuten Kontrolltermin, etwa eineinhalb Monate nach dem chirurgischen Eingriff drohte das Arztgespräch zu eskalieren. Die Antwort des Arztes auf die Frage, warum an ihrem Bauch immer noch eine ausgeprägte Beule sei, war: „Sie sind halt nun einmal dick“ und „Sie haben doch eh immer Schmerzen“. Da sprang die Patientin auf, zog ihr Shirt hoch und schrie den Arzt an, ob er denn geistig umnachtet oder blind sei?! Als der Arzt die noch immer vorhandene Ausstülpung sah, reagierte er erschrocken. Auf einmal war er der Meinung, dass ja ganz dringend Handlungsbedarf bestehe.
Nun war das Vertrauen in die Klinik und die hiesigen Ärzte völlig gebrochen und die Frau holte sich eine Zweitmeinung in einem anderen Krankenhaus ein. Der Arzt hier erkannte sofort den Bauchdeckenbruch, sagte die „Fettschürzen-OP“, sei völlig unnötig gewesen und den Bruch könne er erst in einigen Monaten stabilisieren, wenn alles gründlich verheilt sei.
Bis zur erneute OP muss die Frau mit ihren Schmerzen und dem verrutschen Darm leben. Ob und inwieweit es ihr danach besser geht, ist nicht abzuschätzen. Noch immer hat sie Wassereinlagerungen im Körper, ist deswegen auch noch in Behandlung. Ihre Schamgegend ist massiv aufgequollen, weshalb sie sich entstellt fühlt. Intime Momente kann sie nicht mehr genießen. Zudem plagen sie nun auch noch Inkontinenzprobleme, die vermutlich auf den Urinkatheder zurückzuführen sind.